Türkisch für Anfänger

Bekannte Worte finden sich auch im Türkischen, allerdings ist deren Bedeutung manchmal eine völlig andere. Ich gehe auf kleine Entdeckungsreise und finde „Armut“ im Obstregal und „Pasta“ mit Zuckerguss.

Manchmal geht mir beim Türkischlernen für einen Moment die Luft aus: Vokalharmonie schön und gut, aber dennoch verknotet sich meine Zunge irgendwann bei den vielen ö’s und ü’s in den endlosen Suffixschlangen. Und auch zwischen Dativ, Ablativ und Lokativ drehe ich mich im Kreis und weiß nicht mehr was in welche Richtung führt. Wann muss auf dem „i“ ein Punkt und wann nicht?

Es ist Zeit nach Bekanntem zu suchen.

Stutzig werde ich bereits im Supermarkt vor dem Obstregal: „Armut“?

Das Wort hat nichts mit der deutschen Bedeutung gemein, sondern ist schlicht und einfach: Birne. Aufpassen sollte man auch, wenn man sich in ein Restaurant setzt,  das „Pasta“ serviert. Beim Anblick der Vitrinen sollten dann schon die Alarmglocken läuten. Spätestens, wenn man statt Spaghetti Bolognese ein Stück Sahnetorte mit rosa Zuckerglasur bekommt, ist klar: Pasta bedeutet Kuchen.

Auch „Mayo“ gehört nicht auf die Pommes, sondern an den Strand: Es handelt sich um den Badeanzug, dem französischen „Maillot“ angelehnt. Aus dem Französischen sind noch viel Worte geliehen. Viele Begriffe sind phonetisch einfach ins Türkische übertragen, wie „kültür“ (frz. culture, dt. Kultur), „sürpriz“ (frz. surprise, dt. Überraschung) und „kuaför“ (frz. coiffeur, dt. Friseur).

Es gibt Porzellan-„Tabak“, damit sind „Teller“ gemeint. Der eigentliche Tabak wird charmant „tütün“ genannt. Ein „asi“ ist ein „Rebell“ und ein „Nar“ – mit einem r – ein „Granatapfel“. Irritiert bin ich auch, als ich Fruchtsaft kaufe und auf der Saftpackung groß „Atom“ steht. Interessante Art die Vielfalt der Früchte hervorzuheben.

Unter den vielen Irrungen und Verwirrungen haben es doch tatsächlich ein paar deutsche Lehnwörter ins Türkische geschafft: Darunter der philosophische Begriff „haymatlos“, weniger tiefgründig „şnitsel“ (Schitzel).

Doch ich finde auch einige Schätze eigens im Türkischen wie das berühmte „yakamoz“, das die Spiegelung des Mondscheins auf dem Wasser beschreibt.

Beim Betrachten meiner Liste wird mir am Ende eines deutlich: Wie schön ist es doch eine neue Sprache zu lernen.


Info: Türkische Sprache

Türkisch ist eine agglutinierende Sprache, das bedeutet, dass alle wichtigen Infos am Ende eines Wortes angehängt werden. Zeitform, Person, Fall verstecken sich in den verschachtelten Endungen. Dabei muss alles klanglich zusammenpassen und entspricht einer Vokalharmonie. Es gibt rund 5000 Lehnwörter aus dem Französischen, mehr noch aus dem Arabischen, aus dem Deutschen knapp 100.

Im Zuge der Sprachreform nach Gründung der türkischen Republik 1923 durch Atatürk, wurde das lateinische Alphabet eingeführt und ersetzte die arabischen Schriftzeichen.

Fotos + Text: E.Kelpe

 

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